Oft sind die schönsten und authentischsten Geschichten jene, die mit narrativer und formaler Schlichtheit erzählt werden. Im Fall von Magnetic Fields ist nichts schlichter als das hier suggerierte «Drama»: Eine Frau trifft einen Mann und die beiden begeben sich gemeinsam auf eine Reise. Eleni, eine schlanke Profitänzerin, die ihre Karriere wieder aufnehmen und sich von einem erdrückenden Familienleben distanzieren will, nimmt einen «Mann mit den Augen eines Kindes» in ihrem Auto mit – den schwerfälligen, dickbärtigen Antonis, der eine Kiste mit der Asche seiner Tante vergraben will. Getrieben von einer gegenseitigen Anziehungskraft bahnen sie sich ihren Weg durch das felsige Terrain der griechischen Insel Kefalonia in einer Road-Trip-Odyssee der (Selbst-)Entdeckung.
Das mit einem geringen Budget und einem halb improvisierten Drehbuch realisierte Spielfilmdebüt von Yorgos Goussis ist ein seltenes Beispiel für «filmisches Handwerk», bei dem sich sein Hintergrund im Graphic-Novel-Bereich in einer einzigartigen Vision narrativer Kontrolle offenbart. Die Entscheidung, auf MiniDV zu drehen, verleiht dem Film ein reiches Farbspektrum mit verwaschenen Kontrasten, wobei die körnigen Pixel visueller Intimität von einer liebevollen Intimität des Tons abgelöst werden, die uns nah an die sich entwirrende Beziehung der beiden heranführt.
Magnetic Fields, geprägt von echtem Charme, Humor und malerischem Ausdruck, ist eine melancholische Ode an menschliche Verbundenheit und ein Beweis dafür, dass sich das Leben in all seiner «Kreativität» entfaltet, wenn man impulsiv abseits der ausgetretenen Pfade wandelt. Andrei Tănăsescu
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Yorgos Goussis
Yorgos Goussis wurde 1986 in Athen geboren und studierte Grafikdesign. Er ist einer der bekanntesten griechischen Comiczeichner, mit vielen best-selling Graphic Novels und Auszeichnungen. 2019 gab er sein Regiedebüt mit The Arm Wrestler, einem dokumentarischen Kurzporträt, das 2020 von der griechischen Filmakademie als bester griechischer Kurzdokumentarfilm ausgezeichnet wurde. Magnetic Fields ist sein Spielfilmdebüt.