Venera will leben, jung sein und frei. Ein Teenager eben. Sie will so sein wie ihre neue Freundin Dorina, die all das ausstrahlt, was sie nicht ist und nicht hat – vor allem, wenn es um Erfahrungen mit Jungs geht. Jeden Wunsch, jede Hoffnung, jede noch so kleine Sehnsucht muss Venera dem strengen Familienalltag unterordnen, den sie mit ihren Eltern, den Brüdern und der Grossmutter in einem kleinen Kaff in den Bergen bestreitet. Viel Platz gibt es nicht, Intimität schon gar nicht. Nur einen Vater, der über seine Frau und Tochter herrscht, und eine Mutter, für die Glück zwei Minuten heimliches Tanzen bedeutet. Da kommt Dorina mit ihrer forschen, ungenierten Art gerade recht und mit ihr die Möglichkeit, aus dem alten Leben auszubrechen, wenn auch nicht ohne Konsequenzen.
Viel mehr geschieht kaum in Norika Sefas Film, aber es ist längst nicht die ganze Geschichte, die dieses leise, atemberaubende Debüt aus dem Kosovo erzählt. Blicke, Gesten, Körperlichkeiten sprechen eine Sprache für sich. Seine Spannung und eine seltsam bezwingende Anziehungskraft gewinnt Looking for Venera insbesondere aus dem ungewöhnlich insistierenden Auge einer Kamera, die ihre junge Heldin in fast jeder Einstellung sucht und nicht immer gleich findet, sie jedoch stets auf famose Weise neu zu entdecken weiss.