JENAYAT-E BI DEGHAT

  • Shahram Mokri

Zeit ist relativ in den Filmen von Shahram Mokri. Linearität sowieso. Das ist gut zu wissen, bevor man in Careless Crime eintaucht, denn der iranische Regisseur beweist sich hier erneut als Meister der narrativen Verschachtelung. 

Ausgangspunkt ist ein reales Unglück aus dem Vorfeld der Revolution: Am 19. August 1978 starben bei einem Brandanschlag auf das Cinema Rex in Abadan hunderte Menschen in den Flammen. Mokri rekonstruiert, oder besser: reimaginiert das Verbrechen in einer gewagten filmischen Collage aus Vergangenheit und Gegenwart, die mit allen Registern der Kunst spielt, um sowohl originelle ästhetische als auch neue historische Perspektiven zu eröffnen. Flüchtige, aber fein beobachtete Momentaufnahmen aus dem Leben heutiger junger Student:innen verblenden sich über mehrere Zeitebenen und Erzählschleifen mit den Ereignissen von damals. Opfer und Täter treffen im Kino unmittelbar aufeinander. Ein Film-im-Film sucht beharrlich den Rückbezug zu jenem umstrittenen Werk, das am Abend des eigentlichen Attentats gezeigt wurde: The Deer von Masoud Kimiai.

Komplexer und nachhaltiger als in seinen One-Shot-Genre-Experimenten Fish & Cat (2013) und Invasion (2017) unterläuft Mokri konsequent jede Vorstellung von narrativer Kohärenz und erweitert damit den Blick auf verblüffende und effektvolle Weise.

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