Das Hochelaga-Archipel in der Mündung des Sankt-Lorenz-Strom ist das Herz Québecs. Über seine 234 Inseln verteilt breitet sich die Geschichte des französischsprachigen Kanadas aus, alldieweil seine reissenden Wasser, will man Félix Dufour-Laperrière glauben, ungeahnte, noch zu träumende Morgen in sich tragen.
In Archipel diskutieren eine Frau und ein Mann über Québec wie über einen Mythos, ganz assoziativ, einer Logik des Sehnens, der Anrufung folgend. Wie ein Strom ist dieses Gespräch, in dessen Verlauf Vergangenheit und Zukunft sich ineinander verstricken, verlieren, verwandelt wiederfinden. Das Dialogische wie Dialektische ist hier Prinzip: Ganz zu Anfang werden etwa zwei Autoren einander gegenübergestellt, welche für die zwei Seiten, Gesichter der Unabhängigkeit Québecs, stehen. Auf die Gestaltung des Films übertragen bedeutet das: So wie dokumentarische Bilder übermalt werden, schälen sich animierte Gestalten und Gesichter aus historischen Materialien heraus; wie flüchtig hingeworfene Porträts oder Landkarten. Kräftige Farbflächen und die Vielfalt an Animationstechniken fügen Ebene um Ebene hinzu. So wird Archipel zu einer ausserordentlichen Mischung aus Filmgedicht und polithistorischem Essay von berauschendeinzigartiger Schönheit.