Nach 15-jähriger Abwesenheit kehrt Alice zurück nach Yorkshire auf den Hof der Familie. Der Vater ist gestorben und die junge Frau will den Pachtvertrag für das Land übernehmen und die Schafzucht fortführen. Ihr Bruder Joe, der sich um den Alten gekümmert und die Wirtschaft mehr schlecht als recht fortgeführt hatte, fällt aus allen Wolken. Nicht nur sieht er seine eigenen Pläne durchkreuzt, Alices plötzliches Wiederauftauchen ruft auch lang Verdrängtes wach und bringt es zu Eruptionen, die an Verheerung stetig zunehmen. Die Mutter ist von Beginn an abwesend in dieser Familienkonstellation und man kann sich mühelos vorstellen, was das für Alices Aufwachsen bedeutete.
Dark River macht um die Traumatisierung der Hauptfigur durch väterlichen Missbrauch kein Geheimnis, konzentriert sich vielmehr von vornherein auf die geradezu sturschädelige Entschlossenheit, mit der Alice sich den sehr konkreten Dämonen ihrer Vergangenheit zu stellen versucht, um sich ihren Kindheitsort endlich doch noch zurückzuerobern. Dass sie sich weigert, Opfer zu sein, ist, was ihr im Entsetzen versteinerter Bruder nicht versteht und was ihn aufbringt. Schmerzhaft genau vollzieht Barnard die Konfliktlinien in diesem Geschwisterdrama nach, das bitteren Realismus mit symbolischer Überhöhung souverän verbindet.