In seinem 15-jährigen Leben hat es Cobain nicht leicht; nicht nur, weil er einen Namen trägt, der düstere Assoziationen an Rausch, Depression und Suizid weckt, sondern weil seine Mutter, die ihn so benannt hat, dieses Bezugsfeld sehr konkret werden lässt. Mia, haltlos, drogensüchtig und zu allem Überfluss hochschwanger, nennt Cobain ihren «kleinen Mann», und der versucht tatsächlich wie ein Mann, seine Mutter zu beschützen, womöglich gar zu retten. Vielleicht geht es ihm aber auch eher um das Geschwisterkind in Mias Bauch, dem er sein eigenes Schicksal, ohne Familie und heimatlos aufzuwachsen, ersparen will.
Subtil gestaltet die 1968 in Rotterdam geborene Künstlerin und Filmemacherin Leopold – die hier in ihrer sechsten Arbeit das erste Drehbuch ihrer langjährigen Produzentin Stienette Bosklopper adaptiert – eine diffizile Mutter-Sohn-Beziehung, in der Erwachsensein nichts mit dem Alter zu tun hat, die Machtverhältnisse ständig wechseln und Irr- und Umwege die Regel sind. Bis Cobain, den Newcomer Bas Keizer in einer Mischung aus Verstocktheit und Mitgefühl, Misstrauen und Hoffnung faszinierend vielschichtig verkörpert, schliesslich die Initiative ergreift und eine tatsächlich kathartische Situation herbeiführt.