Wie beschreibt man am besten einen Film, über den weniger zu wissen am Ende mehr ist? La región salvaje ist so ein wundersamer Fall, bei dem jeder Versuch einer genaueren Wiedergabe scheitern muss. Dabei beginnt alles noch relativ harmlos: Alejandra lebt unglücklich mit ihrem Ehemann Angel und den gemeinsamen zwei Söhnen in der öden mexikanischen Provinz Guanajuato. Er kann sie im Bett nicht befriedigen und sucht für sich selbst seine sexuelle Erleichterung lieber bei ihrem schwulen Bruder Fabien. Doch die Dinge scheinen erst dann wirklich aus dem Ruder zu laufen, als eine junge Frau namens Veronika in der Stadt auftaucht, die Fabien eine völlig neue lustvolle Erfahrung verspricht.
Der junge Mexikaner Amat Escalante machte zuletzt 2013 mit seinem von atemberaubender Gewalt durchzogenen Film Heli international auf sich aufmerksam. In La región salvaje lässt er diesmal Sozialdrama und Fantasy so eindrücklich und nahtlos ineinander übergehen, dass man Mühe hat, sich dem Sog seines verstörenden, mitunter surreal anmutenden Schauspiels zu entziehen. Kühn, reuelos und mit einem Gespür für subtilen Humor, beweist sich Escalante einmal mehr als unkonventioneller Regisseur, der sein Publikum gleichermassen zu fordern und zu unterhalten versteht.