Manchmal hat man im Kino wie im Leben keine Wahl. Man sieht und hört, was sich auf der Leinwand abspielt, ist bewegt und entsetzt zugleich und kann sich dem Sog dennoch nicht entziehen, der von den Bildern und Stimmen ausgeht, die einem gegenüberstehen. Wie in dem streng reduzierten, stilisierten Dokumentarfilm Devil's Freedom, in dem sowohl Opfer als auch Täter beschreiben, wie eng sich die mit dem ewigen Drogenkrieg verknüpfte Gewalt bis heute gnadenlos auf das Leben der Menschen in Mexiko auswirkt: unter ihnen zwei Mädchen, die sich erinnern, wie die Mutter vor ihren Augen erschossen wurde. Oder der junge Mann, der bereits im Kindsalter seinen ersten Mord verübt hat und weiss, dass es für ihn längst kein Zurück mehr gibt. Was sie vereint, sind die hautfarbenen Masken, hinter denen sie ihre Identität verbergen. Denn vor seiner Kamera, gibt der mexikanische Regisseur schnell zu verstehen, sind sie alle gleich, ohne Wertung und ohne Kommentar.
Everardo González (*1971), der heute zu den wichtigsten lateinamerikanischen Dokumentarfilmern zählt, richtet in seinen Arbeiten stets den Blick darauf, den unzähligen Gesichtern des Grauens in seiner Heimat Mexiko auf die Spur zu kommen. Mit Devil's Freedom ist ihm ein zutiefst menschliches Portrait des Schreckens gelungen.