Während Pinochets Militärdiktatur soll Adriana Rivas, die in Australien lebende Lieblingstante der jungen Filmemacherin, für die berüchtigte Geheimpolizei DINA gearbeitet haben. Im Jahr 2007 wird sie bei einem Besuch ihrer Familie verhaftet, kommt wieder frei. Sie beteuert ihre Unschuld, sie sei weder an Verhören oder Folterungen beteiligt gewesen. Orozco will ihr gerne glauben und beginnt zu recherchieren – und kommt in Teufels Küche. Ihr dokumentarisches Projekt, das als Materialsammlung für den Beweis der Unschuld Rivasʼ geplant war (der in Chile der Prozess wegen Beihilfe zum Massenmord droht), wandelt sich in den Kampf einer Nachgeborenen um die Wahrheit, der zunehmend erbitterte und verzweifelte Züge annimmt.
In Gesprächen mit Ariana via Skype sowie mit Familienmitgliedern, ehemaligen KollegInnen Rivasʼ und Zeitzeugen vor Ort stösst Orozco auf die allerorten herrschende Verdrängung und Verleugnung der chilenischen Vergangenheit und ihrer zahllosen Opfer. El Pacto de Adriana ist ein mit wenig Geld und einfachen Mitteln entstandener Debütfilm; zugleich ein erschütterndes Dokument, das den auch persönlich hohen Preis eines Bemühens um Aufklärung und Bewältigung zeigt.
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Lissette Orozco