VICĀRAṆAI

  • Vetrimaaran

Vier tamilische Wanderarbeiter werden von der Polizei im benachbarten Bundesstaat Āndhra Pradēś aufgegriffen und eines Verbrechens beschuldigt, das sie nicht begangen haben. Da sie kaum Telugu sprechen, können die Behörden mit ihnen machen, was sie wollen, und tun das auch. Knapp ein Drittel aller Kriminalfälle Indiens enden so: Erst wird ein Geständnis produziert, dem folgt rasch die Verurteilung – und zu ist der Aktendeckel, ab damit ins Regal, Soll erfüllt, Statistik stimmt. So weit kommt's hier aber nicht, weil's noch schlimmer kommt: Ein weiteres Mal sind sie zur falschen Zeit am falschen Ort, bekommen Wind von einer politischen Kabale, in der die Ordnungshüter mächtig mitmischen ...

Vetrimarran, Meisterschüler des großen Bālū Mahēndra, ist der Shooting Star des Tamil-Kinos: Robust sind seine Filme (Pollātavaṉ, 2007; Āṭukaḷam, 2011), fest verankert im Alltag seines Bundesstaates, dessen Kultur wie Politik, im Tonfall oft brutal realistisch, dies gern mit rabiaten melodramatischen Spitzen. Einen ähnlich brillant-packenden Politthriller alter Damiani- oder Boisset-Schule wie [Vicāraṇai] hat in unseren Breitengraden schon seit Dekaden niemand mehr zusammengebracht.

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