Eines Abends im Jahre 1917, auf dem Altopiano, an der Nordostfront, deren italienische Seite. In einem verschneiten Gefechtsstand harrt eine Truppe Soldaten aus. Einer von ihnen singt so schön und kräftig, dass es auch die andere Seite freut. Befehle treffen ein. Menschen sterben, wenn nicht durch Feindeinwirkung, dann von eigener Hand. Am nächsten Morgen liegt ein Schweigen über dem jungen Tag. Er wird aus vergleichbaren Vorkommnissen bestehen. Und eines Tages wird dann doch alles wieder anders sein.
Seit One Houndred Nails (Centochiodi) (2007) behauptet Ermanno Olmi von jedem seiner Spielfilme, es sei nun endgültig der letzte – und doch fällt dem katholischen Humanisten immer wieder etwas ein, das noch zu sagen wäre. Greenery Will Bloom Again (Torneranno i prati) (2014) führt in vieler Hinsicht zurück zu seinem Langfilmdebüt, Time Stood Still (Il tempo si è fermato) (1958): so als wollte er eine Klammer schliessen. Beide Werke erzählen von Männern im Schnee, langen Nächten, neuen Morgen. In beiden kristallisiert sich eine Vision von der Welt, geprägt von einer gelassenen Heiterkeit und Zuversicht. Das Vertrauen in die Kirche mag Olmi über die Jahre abhanden gekommen sein, nicht aber der Glaube an Gott und seine Geschöpfe, angefangen mit den Menschen.