The Thoughts That Once We Had entstand aus Thom Andersen Lehrtätigkeit: einem Kurs, in dem er seinen Studenten die Kinokernwerke Gilles Deleuzes näher brachte. Aber diese Beschreibung weckt völlig falsche Erwartungen an dieses Monument des Essayistischen. Andersens Film ist vieles, aber sicherlich keine blosse Illustration philosophisch-theoretischer Überlegungen zum Kino.
Anders als in Los Angeles Plays Itself (2003), Andersens wohl bekanntestem, im Wesentlichen mit Filmausschnitten arbeitenden Werk, gibt es hier keine Erzählerstimme, sondern Zwischentitel, die aus Deleuze-Zitaten bestehen und sich oft mehr wie Fragmente eines (in der britischen Tradition) romantischen Romans mit angenehm ironisch- bis satirischen Zügen lesen. Am schönsten wie schillerndsten schaut sich The Thoughts That Once We Had vielleicht, wenn man sich vorstellt, es sei der Traum von jemandem, der vor dem Einschlafen Deleuze las. Dabei wird eine Geschichte erzählt: des 20. Jahrhunderts, dessen Ängste, Hoffnungen, Sehnsüchten, was von diesen noch ins uns lebt und tobt, und wie wir in ihnen Visionen wie Kräfte für eine bessere Zukunft finden können.