Rakhshan Banietemad, eine der grössten lebenden Filmschaffenden des Irans, verbrachte die letzten Dekaden in einer Art inneren Exils: Da sie sich mit der herrschenden Regierung nicht gemein machen wollte, drehte sie nur noch Dokumentationen. Ihr Comeback-Spielfilm, eines der wenigen wahren Meisterwerke des Jahres 2014, entstand auch haarscharf am Regelwerk der Filmaufsichtsbehörden vorbei: nicht als eine Langmetrage, sondern als eine Reihe von Kurzfilmen – für die sie keine Drehgenehmigung brauchte.
In den Vignetten, aus denen Tales (Ghesseha) besteht, sieht man einen Iran, von dem man zwar weiss, dass er existiert, der im Kino aber nur selten seine Widerspiegelung findet: arbeitslose Männer, inhaftierte Dissidenten, drogenabhängige Frauen, streikende Arbeiter, gegängelte Kriegsveteranen etc. Ist man mit Banietemads Schaffen vertraut, kennt man einige der Charaktere aus früheren Filmen – wobei es keinem heute besser geht als damals. Dann ist da aber auch noch die Liebe, welche sich selbst unter den widrigsten Umständen durchzusetzen vermag, und die Geduld und die Gnade und die Vernunft und die Hoffnung, dass es auch einmal wieder anders werden wird, wenn man nur den Mut nicht aufgibt und weitermacht.
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Rakhshan Banietemad