Am Strand von Amami-Oshima, einer subtropischen Insel zwischen Kyushu und Okinawa, wird die Leiche eines Mannes angespült. Der 16-jährige Kaito vermeint in dem Toten einen Liebhaber seiner Mutter zu erkennen. Eine Mutter, mit der er kaum spricht, weil er sie dafür verantwortlich macht, dass der Vater die Familie verlassen hat. Die Mutter der von Kaito äusserst zaghaft geliebten Schulkameradin Kyoko wiederum liegt im Sterben und auch Kyoko tut sich schwer, Worte für ihren Verlust zu finden. Tod, Wasser, Natur, Jugend, Liebe.
Wie immer braucht die 1969 in Nara geborene Naomi Kawase nur wenige, essenzielle Motive, um eine Geschichte zu erzählen, die zart im Alltäglichen verwurzelt ist – und ohne Mühe hinüberreicht ins Grundsätzliche, wo von der Möglichkeit harmonischen Einklangs zwischen irdischem Dasein und kosmischen Kräften die Rede ist. Über die, immer wieder autobiografisch um das Thema Familie kreisenden, Arbeiten der Filmemacherin sagt Hanns-Georg Rodek: «Der Mensch, möchte man für die Dauer eines Kawase-Films glauben, ist doch ein Rädchen der Schöpfung und nicht ihr Rädelsführer.» Ein Satz, der sich auf wunderbare Weise verwirklicht findet in Still the Water (Futatsume no Mado) (2014), den Kawase erstmals auf jener Insel angesiedelt hat, von der ihre Vorfahren stammen.