Stratos ist zwar ein Auftragsmörder, letztlich aber der einzige Erwachsene hier, von dem man behaupten kann, dass er so etwas wie ein gutes Herz hat. Stratos ist effizient in der Ausübung seines Berufs: Er taucht auf, drückt ein-, zweimal ab, das wars. Reden tut er nicht viel, weder bei der Arbeit noch in seiner Tarnexistenz als Brotfabrik-Hackler. Ganz im Gegensatz zum Rest seiner Umgebung: Hier lässt jeder bei jeder sich bietenden Gelegenheit Monologe vom Stapel, deren Wucht einen in den Kinosessel presst – Worte wie Kugeln, mit denen das Gegenüber zersiebt wird, selbst wenn es eigentlich darum geht, den anderen zu feiern.
Stratos (To Mikro Psari) zeigt Griechenland als eine Nachkriegswelt: Alles liegt in Trümmern, die Menschen sind mit ihrem Überleben beschäftigt, Prinzipien allein dazu da, gebrochen zu werden. Es herrscht Stille im öffentlichen Raum – der Wortdurchfall bricht immer in Zonen des Privaten aus bzw. in sozial ambivalenten Zwischenräumen wie Gangsterkneipen und Gefängnissprechzimmern, die so zu Bühnen werden. Nur: Was wird hier gespielt? Als Stratos die Antwort darauf findet, sieht er nicht rot (die dafür nötigen Illusionen hat er schon lange verloren), sondern nur zu, dass der letzten Unschuldigen in diesem real existierenden Alb kein Leid zugefügt wird. Bildrausch-Liebling Yannis Economides erweist sich erneut als letzter europäischer Meister des Film noir.