Als Haushälterin Nadja (unversicherte Gastarbeiterin aus Georgien) krank wird, wird die Beziehung zu ihren Arbeitgebern (Angehörigen der griechischen Oberschicht) auf den Prüfstand gestellt. Hinter der leutseligen Vertraulichkeit, mit der Evi und Stefanos Nadja das Gefühl von Zugehörigkeit zur Familie suggerieren, treten die Macht- und Abhängigkeitsstrukturen hervor, die das Fundament des Verhältnisses eigentlich bilden.
Ort der Handlung von At Home (Sto Spiti) ist ein prekär ans Steilufer gebauter, modernistischer Beton-Glas-Metallbau, der einen weiten Blick über die Ägäis bietet. Dieses «Heim» setzt Athanasios Karanikolas – 1967 in Thessaloniki geboren; Studium von Fotografie, Medienkunst und Film in New York, Düsseldorf und Berlin; Arbeit als Dozent, Film- und Theaterregisseur – in der Farbpalette Grau-Blau-Braun als scharfkantiges, in horizontalen und vertikalen Linien organisiertes (Status-)Symbol in Szene. Das einzig Weiche und Runde in diesem Raum sind die menschlichen Körper, die sich in ihm bewegen, einander aber keine Wärme (mehr) spenden zu können scheinen. At Home lässt sich als metaphorische Gestaltung der griechischen Krise lesen, ist aber auch die Geschichte einer einfachen, hart arbeitenden Frau, die unvermutet in die hässlichen Fratzen von Ausbeutung und Heimatlosigkeit blickt.